Sechs Wochen sind seit meinem Antrag vergangen, und noch immer ist kein Cent überwiesen.
Ich rechne inzwischen in Tankfüllungen, in Einkaufszetteln und in dem leisen Gefühl, dass der finanzielle Boden unter meinen Füßen dünner wird. Mein letztes Bargeld ging fürs Benzin drauf. Für Essen reicht es irgendwie – aber eben nur irgendwie. Und als wäre das Timing perfektioniert, verabschiedete sich auch noch mein Staubsauger.
Statt einer Auszahlung kam ein neuer Brief vom Jobcenter. Diesmal geht es um meine Wohnung.
Um meine „zu hohen“ Kosten.
Um 500 € Bruttokaltmiete.
Um einen Richtwert von 370 €.
Um 130 €, die so klingen, als hätte ich mir ein Penthouse gegönnt, während ich im Winter in meiner Wohnung sitze und mir den Arsch abfriere, um Heizkosten zu sparen.
Ich lese den Brief mehrmals, bis sich die Worte setzen.
Man signalisiert mir höflich, aber bestimmt:
Rechtfertige dich.
Erkläre dich, Single ohne Kind, warum du in einer Wohnung lebst, die für dich offiziell „zu teuer“ ist.
Als wäre Wohnraum ein moralisches Urteil.
In einem nüchternen Ton steht da, dass nach Ablauf der Karenzzeit 2026 nur noch die „angemessenen Kosten“ übernommen werden – es sei denn, ich senke meine Miete. Wie?
Untervermietung.
Eigene Zuzahlung.
Umzug „in Selbsthilfe“.
Verhandlungen mit dem Vermieter.
Alles nette Vorschläge, wenn man sie nicht von Menschen mit leeren Konten verlangt.
Bis zum 4. Januar soll ich einen Fragebogen ausfüllen – und wehe, ich vergesse es. Dann kommt die Aufforderung, mich „konkret um die Senkung zu bemühen“. Und danach?
Dann zahlen sie einfach weniger.
Ganz einfach.
Ganz bürokratisch.
Es fühlt sich an wie ein Test.
Wie eine Prüfung, bei der man nicht weiß, was bewertet wird:
Meine Wohnung?
Meine Lebensumstände?
Oder mein Durchhaltevermögen?
Doch ich weiß eines:
Ich lasse mich nicht klein machen.
Nicht von Zahlen, die nicht mich widerspiegeln.
Nicht von Ankreuzfeldern, die keinen Platz für Realität lassen.
Und erst recht nicht von der Art, wie man mit Menschen spricht, die bereits am Limit stehen.
Vielleicht ist das die eigentliche Lektion:
Dass Würde nicht verhandelbar ist – auch nicht zwischen Formularen.
