Kategorie: Contra

  • Challenge Accepted

    Challenge Accepted

    Unter der Dusche kommen mir oft die besten Ideen. Vielleicht, weil Wasser Altes abwäscht und Platz für Neues schafft. Heute hatte ich einen dieser Momente: Was wäre, wenn ich das Bürgergeld als Spiel sehe? Kein Kampf gegen das System mehr, sondern ein Spielfeld, auf dem ich lernen kann, die Regeln zu verstehen – und sie vielleicht sogar zu meistern.

    Bisher fühlte sich das Bürgergeld für mich an wie ein Urteil – voller Kontrolle, Regeln und Fristen, die mir die Luft nahmen. Doch plötzlich sehe ich es anders: als Herausforderung. Wenn ich das System durchschaue, kann ich es zu meinem Vorteil nutzen. Ich beginne, genau hinzusehen, welche Worte Wirkung haben und welche Türen verschließen. Ich entdecke, dass Wissen Macht ist – und manchmal sogar Freiheit bedeutet.

    Level Up

    Jeder Antrag ist ein Level. Jeder Nachweis ein kleiner Test. Manchmal schwierig, manchmal nervig – aber immer ein Schritt weiter. Ich will verstehen, wie das Spiel funktioniert, um besser darin zu werden. Und irgendwann vielleicht die Regeln selbst zu verändern.

    Ab jetzt nehme ich das Ganze mit Humor. Ironie wird meine Spielfigur, Neugier meine stärkste Waffe. Wenn ich schon durch diesen Formular-Dschungel gehe, dann mit einem Augenzwinkern.
    Es fühlt sich leichter an, wenn ich den Druck loslasse. Statt gegen das System zu kämpfen, lerne ich, darin zu tanzen.

    Das Bürgergeld ist kein Endgegner. Es ist ein Trainingslevel, das mich fordert, aber auch wachsen lässt. Es lehrt mich Strategie, Geduld und Beharrlichkeit.
    Und wenn das System mich testen will – bitte sehr.
    Ich spiele mit. Mit Stil, Verstand und einem Lächeln.

  • Countdown auf Null

    Countdown auf Null

    Sechs Monate, um alles zu beweisen. Existenzangst als Selbstständige im Bürgergeld-System fühlt sich an, als würde jede Zahl über Zukunft oder Scheitern entscheiden. Und doch wächst zwischen all der Angst etwas Neues – vielleicht Hoffnung, vielleicht Trotz.

    Monat 6 von 6 ist einfach so verstrichen.
    Mit null Einnahmen.

    Ich weiß gar nicht, was ich gemacht habe. Ich war beschäftigt – ständig.
    Und trotzdem fühle ich mich wie eine Versagerin.

    Ich habe Kund:innen, mit denen ich gute Erstgespräche geführt habe.
    Sie warten jetzt auf ihre Angebote.
    Ich schreibe, recherchiere, feile an Texten, verbessere Strukturen –
    und doch scheint mein neues Angebotskonzept, das mir später Zeit sparen soll, einfach nicht fertig zu werden.
    Immer finde ich etwas, das noch besser sein könnte.
    Etwas, das noch nicht rund ist.
    Etwas, das mich zögern lässt.

    Ich zweifle, ob das alles wirklich funktioniert, so wie ich es mir vorstelle.
    Und während ich noch denke, wie ich alles zusammenbekomme,
    rückt der nächste Termin beim Jobcenter näher.

    Monat 5 von 6 hat begonnen.
    Ich weiß, es muss jetzt funktionieren.
    Es gibt keinen Plan B.
    Das ist mein einziger Weg raus aus dem Bürgergeld.

    Aber ich habe Angst.
    So viel Angst, dass mir manchmal der Atem stockt,
    wenn ich daran denke, dass ein einzelner Mann mit einem Formular
    über meine ganze Existenz entscheiden kann.

    Vierzehn Jahre Selbstständigkeit.
    Vierzehn Jahre Aufbau, Lernen, Kämpfen.
    Und alles könnte verschwinden,
    nur weil die Zahlen auf dem Papier nicht stimmen.

    Ich soll meinen Gewinn um über 560 % steigern.
    In einem halben Jahr.
    Während ich gleichzeitig versuche, mein Fundament neu zu bauen.

    Und doch – irgendwo zwischen Verzweiflung und Trotz –
    flackert etwas in mir auf.

    Vielleicht ist es genau das,
    was sie in ihren Tabellen nicht sehen können:
    die unsichtbare Arbeit.
    Das Wachsen, bevor es sichtbar wird.
    Das Reifen im Schatten.

    Ich weiß nicht, ob es reicht.
    Aber ich weiß, dass ich weitermache.
    Nicht, weil ich muss.
    Sondern weil ich will.

    Ich will beweisen, dass auch ein Nuller-Monat
    nicht das Ende ist,
    sondern der Moment, in dem man still
    den Staub von den Flügeln klopft –
    und wieder ansetzt,
    zum nächsten Versuch zu fliegen.

  • Goldstaub

    Goldstaub

    Mein Selbstwert als Selbstständige wurde auf die Probe gestellt, als mir jemand sagte, ich sei „Goldstaub für jedes Unternehmen“. Doch ich will kein Staubkorn in einer Maschine sein – ich will glitzern, weil ich meine eigene Welt erschaffe.

    Mein Berater sagte:

    „Mit Ihren Fähigkeiten sind Sie für jedes Unternehmen hier Goldstaub.“

    Er lächelte dabei, als hätte er mir ein Kompliment gemacht.
    Aber für mich klang es nach einem goldverpackten Käfig.

    Denn ich will nicht der Glitzer im Getriebe eines Systems sein, das Kreativität nur dann feiert, wenn sie sich auszahlt.
    Ich bin nicht hier, um mich „vermitteln“ zu lassen. Ich bin hier, um etwas Eigenes aufzubauen – echt, frei, unperfekt, lebendig.

    Er sprach von Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Ich sprach von Visionen.
    Er redete von Sicherheit. Ich von Sinn.
    Und irgendwo dazwischen glitzerte kurz die Wahrheit:
    Er ahnte, dass Menschen wie ich das System sprengen könnten,
    wenn wir aufhören, uns dafür zu schämen, dass wir nicht hineinpassen.

    Fünf Monate habe ich Zeit, mich als „tragfähig“ zu beweisen.
    Ein Wort, das nach Akte klingt, nicht nach Leben.
    Ich sehe es anders:
    Ich beweise nichts. Ich erschaffe. Ich baue. Ich wandle Gold in Wirklichkeit.

    Und wenn ich in fünf Monaten wieder in seinem Büro stehe,
    bringe ich ihm ein kleines Fläschchen Goldglitzer mit.
    Darauf steht:

    „Sorgsam verwenden.“

    Nicht, weil ich ihm etwas schuldig bin,
    sondern weil ich zeigen will, dass Würde nicht verhandelbar ist.
    Ich bin Goldstaub –
    aber ich entscheide selbst, wo ich funkle.

    Ich lasse mir meinen Wert nicht absprechen – ich bestimme, wie mein Gold glänzt.

  • Zwischen Akten und Absichten

    Zwischen Akten und Absichten

    Meine Jobcenter-Erfahrungen als Selbstständige waren ein Spagat zwischen Aktenordnern und Absichten. Ich wollte verstanden werden – bekam aber Formulare. Zwischen den Zeilen dieses Systems lernte ich mehr über Menschlichkeit, als ich erwartet hatte.

    Ich komme nach Hause, die Luft riecht nach Regen und Druckerpapier.
    In meiner Tasche liegen die Ausdrucke vom Jobcenter, ordentlich gestempelt, mit Zahlen, Fristen, Formularcodes.
    Offiziell bin ich jetzt wieder „im Verfahren“.
    Inoffiziell: irgendwo zwischen Erleichterung, Trotz und tiefer Müdigkeit.

    Ich lege die Unterlagen auf den Tisch, schaue sie an, als gehörten sie jemand anderem.
    So sieht also mein Leben in Dokumentenform aus:
    Einnahmen, Ausgaben, Belege, Nachweise.
    Kein Platz für das, was mich wirklich ausmacht.
    Kein Feld für „inneres Feuer“, keine Zeile für „Ich glaube trotzdem daran“.

    Ich frage mich, ob irgendwo zwischen diesen Blättern auch meine Absicht sichtbar wird –
    die, weiterzumachen.
    Nicht, weil ich muss, sondern weil ich nicht anders kann.

    In Momenten wie diesem merke ich, wie schmal die Linie ist zwischen Verwaltung und Verwandlung.
    Man kann sich in Akten verlieren – oder man kann sie als Spiegel sehen:
    ein System, das versucht, Ordnung in etwas zu bringen,
    was sich eigentlich nicht ordnen lässt – das Leben selbst.

    Vielleicht ist das meine eigentliche Aufgabe in diesen Wochen:
    meine Absichten klarer zu halten als meine Akten.
    Nicht zu vergessen, dass ich nicht das bin, was dort über mich geschrieben steht.

    Ich trinke einen Tee, nehme einen Stift,
    und beginne eine neue Liste – diesmal nicht mit Nachweisen,
    sondern mit Dingen, die mich erinnern, warum ich diesen Weg gehe:
    Freiheit. Gestaltung. Sinn. Wahrheit.
    Worte, die kein Formular je abfragen wird.

  • Freiheit und Formulare

    Freiheit und Formulare

    Bürokratie und Selbstständigkeit – zwei Welten, die kaum zusammenpassen und mich doch täglich herausfordern. Zwischen Formularstapeln und Freiheitsdrang suche ich nach einer Balance, die nicht in Paragrafen passt.

    Heute war der zweite Termin.
    Er fragte mich, wie ich mir vorstelle, meine Selbstständigkeit wieder in Schwung zu bringen.
    Ich sagte: „Vielleicht können Sie mir helfen herauszufinden, woran es liegt.“

    Er lächelte kurz, tippte etwas und sagte dann nur:

    „Werden Sie kreativ.“

    Was für eine Einladung.
    In mir zuckte kurz ein Lachen, halb bitter, halb wach.
    Ich bin kreativ – das ist mein Beruf, meine Sprache, mein Leben.
    Aber wenn Kreativität plötzlich zur Überlebensstrategie wird, verändert sich etwas.
    Sie wird schärfer, politischer, ehrlicher.

    Ich glaube fast, dass viele Mitarbeiter dort Angst haben.
    Nicht vor mir – sondern vor dem, was ich symbolisiere:
    jemanden, der alles „richtig“ gemacht hat, gelernt, gearbeitet, gekämpft,
    und trotzdem hier sitzt.
    Denn wenn Menschen wie ich in dieses System rutschen,
    dann ist nicht mehr nur „der Arbeitsmarkt“ das Problem –
    dann ist das System selbst der Spiegel einer Gesellschaft,
    die nicht weiß, wie sie mit Freiheit umgehen soll.

    Und vielleicht wissen sie auch gar nicht, was sie da tun,
    wenn sie nach Schema F über Existenzen entscheiden.
    Wenn sie aus Träumen Tabellen machen,
    und aus Berufungen Bedarfsberechnungen.

    Ich will ihnen gar keine Schuld geben.
    Ich sehe die Müdigkeit in ihren Augen,
    dieselbe Müdigkeit, die entsteht,
    wenn man zu lange gegen die eigene Menschlichkeit arbeitet.

    Also werde ich „kreativ“.
    Aber auf meine Weise.
    Ich werde schreiben, zeichnen, laut denken.
    Ich werde Worte für das finden,
    was sonst nur in stillen Wartezimmern hängt.

    Dies hier ist mein Anfang.
    Mein Antrag auf Realität.
    Nicht auf Unterstützung,
    sondern auf Sichtbarkeit.

  • Antrag auf Realität

    Antrag auf Realität

    Meine Bürgergeld-Erfahrungen als Selbstständige haben mir gezeigt, dass Mut manchmal ein Formular braucht. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal darüber schreiben würde – aber hier bin ich, zwischen Fragen, Formularen und dem Versuch, meine Realität neu zu beantragen.

    Ich sitze vor dem Bildschirm und klicke auf „Antrag stellen“.
    Bürgergeld.

    Allein dieses Wort fühlt sich an, als hätte jemand meine Selbstständigkeit in Watte gewickelt. Bürger. Geld. Hilfe. Kontrolle.
    Ich will arbeiten, nicht verwaltet werden. Und trotzdem tue ich es.

    Vierzehn Jahre Selbstständigkeit – kein Sicherheitsnetz, kein Plan B, nur ich, meine Arbeit und das Vertrauen, dass es irgendwie reicht. Meistens tat es das. Dann kam Corona, dann die Beiträge, dann die Lücken. Jetzt also das hier.

    Der Antrag ist ein eigenes Universum aus PDFs, Nachweisen und dem Versuch, meine Existenz in Tabellen zu pressen.
    Wie erklärt man einem Formular, dass man mit Design, Kunst und Sichtbarkeit Menschen berührt?
    Dass ein „gutes Jahr“ bei Selbstständigen nicht automatisch bedeutet, dass man Geld zum Sparen hat?

    Beim ersten Termin beim Jobcenter saß mir eine Frau gegenüber, die freundlich war, aber müde.
    Sie tippte, fragte, bewertete.
    Dann dieser Satz:

    „Sie sind alleinlebend und kinderlos. Sie können alles machen.“

    Ich nickte.
    Innerlich schrie etwas in mir: Nein. Ich kann nicht alles machen. Ich mache das, wofür ich brenne. Und das ist genug.

    Aber das System kennt keine Leidenschaft. Nur Zahlen.
    Also bringe ich meine Wut dorthin, wo sie hingehört: in Worte.

    Dieser Blog ist mein Raum zwischen Akten und Atempausen.
    Ich schreibe, um mich zu erinnern, dass ich mehr bin als meine Formulare.
    Dass Freiheit nicht nur ein Ideal ist, sondern ein innerer Muskel, den man trainieren muss – auch, wenn man gerade Bürgergeld beantragt.