Schlagwort: Existenzangst Selbstständige

  • Countdown auf Null

    Countdown auf Null

    Sechs Monate, um alles zu beweisen. Existenzangst als Selbstständige im Bürgergeld-System fühlt sich an, als würde jede Zahl über Zukunft oder Scheitern entscheiden. Und doch wächst zwischen all der Angst etwas Neues – vielleicht Hoffnung, vielleicht Trotz.

    Monat 6 von 6 ist einfach so verstrichen.
    Mit null Einnahmen.

    Ich weiß gar nicht, was ich gemacht habe. Ich war beschäftigt – ständig.
    Und trotzdem fühle ich mich wie eine Versagerin.

    Ich habe Kund:innen, mit denen ich gute Erstgespräche geführt habe.
    Sie warten jetzt auf ihre Angebote.
    Ich schreibe, recherchiere, feile an Texten, verbessere Strukturen –
    und doch scheint mein neues Angebotskonzept, das mir später Zeit sparen soll, einfach nicht fertig zu werden.
    Immer finde ich etwas, das noch besser sein könnte.
    Etwas, das noch nicht rund ist.
    Etwas, das mich zögern lässt.

    Ich zweifle, ob das alles wirklich funktioniert, so wie ich es mir vorstelle.
    Und während ich noch denke, wie ich alles zusammenbekomme,
    rückt der nächste Termin beim Jobcenter näher.

    Monat 5 von 6 hat begonnen.
    Ich weiß, es muss jetzt funktionieren.
    Es gibt keinen Plan B.
    Das ist mein einziger Weg raus aus dem Bürgergeld.

    Aber ich habe Angst.
    So viel Angst, dass mir manchmal der Atem stockt,
    wenn ich daran denke, dass ein einzelner Mann mit einem Formular
    über meine ganze Existenz entscheiden kann.

    Vierzehn Jahre Selbstständigkeit.
    Vierzehn Jahre Aufbau, Lernen, Kämpfen.
    Und alles könnte verschwinden,
    nur weil die Zahlen auf dem Papier nicht stimmen.

    Ich soll meinen Gewinn um über 560 % steigern.
    In einem halben Jahr.
    Während ich gleichzeitig versuche, mein Fundament neu zu bauen.

    Und doch – irgendwo zwischen Verzweiflung und Trotz –
    flackert etwas in mir auf.

    Vielleicht ist es genau das,
    was sie in ihren Tabellen nicht sehen können:
    die unsichtbare Arbeit.
    Das Wachsen, bevor es sichtbar wird.
    Das Reifen im Schatten.

    Ich weiß nicht, ob es reicht.
    Aber ich weiß, dass ich weitermache.
    Nicht, weil ich muss.
    Sondern weil ich will.

    Ich will beweisen, dass auch ein Nuller-Monat
    nicht das Ende ist,
    sondern der Moment, in dem man still
    den Staub von den Flügeln klopft –
    und wieder ansetzt,
    zum nächsten Versuch zu fliegen.